Behringer X-Touch (Compact) im bonedo Test. Motorfader: Der Unterschied zwischen Semi-Pro und Profi-Studio. Naja, ganz so voreingenommen sollte man nicht sein, aber es macht schon eine Menge her, wenn im Studio die Fader auf einmal “wie von Geisterhand” hoch und runter fahren. Damit beeindruckt man nicht nur Kunden, sondern auch Mädels.
Doch genug gescherzt, ein motorisierter Fader hat natürlich mehr Sinn als Balz-Tanz. In den ersten großen Studio-Konsolen wurden sie benutzt um Volume-Fahrten, sprich Lautstärke-Verhältnisse, auch automatisieren zu können. In modernen Digital-Pulten und DAW-Controllern haben Sie allerdings noch einen weiteren Vorteil, da mit einer begrenzten Anzahl physischer Regler theoretisch eine unbegrenzte Anzahl “virtueller Fader” dargestellt werden können – und das eben ohne, dass diese falsche Positionen nach dem Umschalten darstellen. Welch ein Segen! Doch der Teufel steckt – wie so oft – im Detail!
Details
Außen HUI, innen MC Mode
Behringer X-Touch und X-Touch Compact sind beides universelle Controller zur Steuerung von DAWs und anderen MIDI-Gerätschaften, die sich trotz optischer Gemeinsamkeiten in einigen Features grundlegend unterscheiden.
Der offensichtlichste Unterschied zwischen beiden ist die erweiterte Allgemein-Sektion neben der Mischpult-Abteilung zu Gunsten des X-Touch ohne den Namenszusatz Compact. Sie beinhaltet knackigere Transport-Taster, ein Jogwheel, vielerlei Funktions-Taster, einen Zoom-Cursor sowie ein Transport-Meter-Display. Dadurch ist der große Bruder auch 6 cm breiter – was in der Wuchtigkeit beider aber kaum einen Unterschied macht.
Ein wirklich wichtiger Unterschied liegt indes in der Firmware. Während X-Touch MC-Mode und HUI unterstützt, ist es bei der X-Touch nur der MC Mode. Ohne jetzt auf die Unterschiede beider Protokolle eingehen zu wollen: Pro-Tools mit X-Touch Compact steuern zu wollen ist keine gute Idee.
Acht Fader plus Master
Beide Kisten besitzen acht Kanalzuge mit je einem Fader, vier beleuchteten Tastern und einem Push-Encoder inklusive LED-Kranz sowie auch einen Master Fader. Der X-Touch Compact verzichtet auf Channel-Displays sowie die kleinen Level-Meter pro Kanal und organisiert die Taster anders.
Der X-Touch hat seine vier unterschiedlich großen Taster über dem Fader platziert und mit Rec, Solo, Mute und Select eindeutig beschriftet. Bei der Compact-Version sind indes drei Taster über dem Fader und einer unter dem Fader montiert. Wer glaubt, der X-Touch Compact sei die perfekte Erweiterung für den X-Touch irrt – zumindest was die Optik betrifft. Das dürfte jeder anders empfinden, den Autisten in mir nervt es bereits jetzt gehörig! Doch dazu später mehr.
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Aus Alt macht Neu: X-Touch Compact
Wer sich an den alten und durchaus erfolgreichen BCF2000 von Behringer erinnert, wird feststellen können, dass der X-Touch Compact diesem sehr ähnlich sieht. Und wenn man ehrlich ist, handelt es sich auch nur um eine „ge-updatete“ Version mit kleinen Extras, die ihn allerdings auch gleich mal doppelt so teuer machen.
Midas und X32 Gene: X-Touch
Der X-Touch scheint indes eine Neuentwicklung zu sein und orientiert sich stark an DEM Motorfader-Controller-Klassiker “Mackie Control Universal Pro” und seinem Layout, allerdings für rund die Hälfte des Original-Preises.
So kennt man Behringer: Was das Leid des Original-Herstellers, ist die Freude des kleines Mannes im Heimstudio. Auch an anderen Stellen wird deutlich, dass trotz des Familien-Looks unter der Haube andere Werte schlummern, nicht zuletzt weil der große Bruder einen Ethernet Anschluss besitzt, wodurch sich u.a. der X32 Digital-Mixer von Behringer ideal (aus der Ferne) bedienen lässt. Am Rande die Info, dass Behringer vor einer Weile MIDAS gekauft hat, die für ihre fetten Digital-Pulte aus dem Live-Geschäft und sexy Display-Taster bekannt sind.
Wir halten fest: Im Groben ist die linke Seite beider Controller ähnlich, wenn auch nicht identisch. X-Touch ohne Compact hat indes viel mehr DAW spezifische Taster am rechten Rand zu bieten und reichlich Displays. Compact hingegen trumpft mit acht zusätzlichen Push-Encodern inklusive LED-Kranz auf, die es sogar beim „ollen“ BCF2000 nicht gab. Ferner hat es einen Layer A und B zu bieten, um zwischen Mixer vs. Instrument-Control umschalten zu können.
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1/2 X-Touch: Dicke Master-Sektion, dedizierte Umschalter und Displays pro Kanal
2/2 X-Touch Compact: Acht weitere Encoder statt der dicken Master-Sektion
Bevor ich nun aber jeden Taster einzeln benenne, begnügen wir uns damit, dass ich ausgewählte Funktionen lieber im Praxis-Teil präsentieren. Außerdem – je nach verwendeter DAW – muss auch nicht jeder Knopf immer eine Funktion haben.
Anschlüsse auf der Rückseite
Bei den Rückseiten herrscht faktisch Gleichstand: Beide haben einen Kaltgeräteanschluss und ein internes Netzteil, was Spannung zwischen 100 und 240 Volt verträgt, sowie einen Hauptschalter zu bieten. Datenverkehr gibt es via USB und MIDI-I/O, hinzu kommt ein USB-Hub mit zwei Anschlüssen, um auch mehrere Units unkompliziert kaskadieren zu können. Außerdem gibt es Fußschalter-Anschlüsse, wobei hier der dicke X-Touch drei und der kleine X-Touch Compact zwei auf Lager hat.
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Fotostrecke
1/2 Die Rückseite ist fast identisch: USB-Hub, USB-Anschluss, MIDI-I/O, 2* FS-Eingänge, Stromanschluss und Hauptschalter (X-Touch Compact) …
2/2 … der große X-Touch hat indes zusätzlich die Netzwerkbuchse und einen weiteren FS-Eingang an Board.
Last but not Least wurde der X-Touch mit der bereits angesprochenen Netztwerkbuchse versehen, um auch über größere Distanzen Verbindung herstellen zu können.
Der Lieferumfang umfasst ferner Strom- und USB-Kabel. Die Dokumentation hingegen ist ein Witz und verlässt sich auf die DAW-Hersteller. Somit gibt es nur einen Quick-Start-Guide und kein richtiges Manual. Dank einem Lizenz-Dauerabo gibt es aber noch Tracktion und einige PlugIns dazu.